Montag, 17 Februar 2020 11:40

Statine: Ursachen von Muskelschmerzen in vitro erforscht Empfehlung

Ein berliner Team vom Max Delbrück-Zentrum hat mit Hilfe von humanem Muskelzellen herausgefunden, wie Statine Entwicklung, Wachstum und Teilung von Skelettmuskelzellen beeinträchtigen. Die Ergebnisse geben einen Anhaltspunkt für eine präventive Behandlung zur Verhinderung von Nebenwirkungen.


Statine sind Cholesterinsenker bzw. Lipidsenker. Sie helfen, low density lipoproteine (LDL-Cholesterin) aus dem Blutkreislauf zu entfernen, wodurch die Gefahr von z.B. Arteriosklerose oder Herzinfarkt verringert werden könnte. Als ernsthafte Nebenwirkungen dieser Medikamente können jedoch unter anderem Beschwerden wie Muskelschmerzen, Muskelschwund bis hin zu einem ausgeprägten Zerfall von Muskulatur (Rhabdomyolyse) auftreten.

Das Forscherteam unter der Leitung von Prof. Dr. Simone Spuler und Dr. Stefanie Anke Grunwald vom Max Delbrück Centrum (MDC) für Molekulare Medizin und der Charité verwendeten humane Muskelbiopsien von Patienten, aus denen sie 22 verschiedene Primär-Muskelzellkulturen anfertigten. Sie testeten die gängigen Statine Simvastatin und Rosuvastatin, indem sie die Zellkulturen damit behandelten und in den Zellen das sogenannte Expressom untersuchten, also die Gene, die aktiv waren und damit ein Protein herstellen konnten.

Bei ihren in vitro-Untersuchungen fanden sie heraus, dass rund 2.500 Gene in Anwesenheit der Statine anders reguliert wurden als gewöhnlich. Beide Statine drosselten in den Muskelzellen nicht nur die Biosynthese von Cholesterol, sondern auch den Fettsäurestoffwechsel insgesamt und die Produktion von Eicosanoiden. Letztgenannte, hormonähnliche Substanzen sind jedoch unter anderem an der Entwicklung differenzierter Muskelzellen aus Muskelvorläuferzellen und an der Schmerzentstehung beteiligt. Beides könnte dazu beitragen, dass Statine als Nebenwirkung Muskelschmerzen auslösen können.

Die Wissenschaftler beobachteten außerdem, dass ein Zusatz von Omega-3- oder Omega-6-Fettsäuren die Wirkungen von Simvastatin und Rosuvastatin teilweise rückgängig machen kann.

Originalpublikation:
Stefanie Anke Grunwald, Oliver Popp, Stefanie Haafke, Nicole Jedraszczak, Ulrike Grieben, Kathrin Saar, Giannino Patone, Wolfram Kress, Elisabeth Steinhagen-Thiessen, Gunnar Dittmar & Simone Spuler (2020). Statin-induced myopathic changes in primary human muscle cells and reversal by a prostaglandin F2 alpha analogue. Scientific Reports 10: 2158. DOI: 10.1038/s41598-020-58668-2

Quelle:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/statine-beeinflussen-tausende-gene-115685/