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Donnerstag, 26 November 2020 17:02

Tierschutzforschungspreisverleihung an Thrombozytenforscherin aus Tübingen Empfehlung

Heute wurde der 39. Tierschutzforschungspreis des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vergeben. Geehrt wurde Dr. Anne-Katrin Rohlfing von der Abteilung Kardiologie und Angiologie des Universitätsklinikums Tübingen für ihre neue Methode zur Herstellung von gentechnisch veränderten Thrombozyten für die Grundlagenforschung und Testung.


Thrombozyten (Blutplättchen) sind im Normalfall für den Verschluss von Wunden zuständig. Im schlechten Fall sind sie an der Entstehung von Schlaganfällen oder Herzinfarkten beteiligt. Das ganze funktioniert über ein kompliziertes Verfahren von ablaufenden Signalwegen, von Botenstoffen, Migrationen und Rezeptorbindungen, das noch nicht umfassend verstanden ist.

Thrombozyten sind im engeren Sinne gar keine Zellen, denn sie besitzen gar keinen Zellkern und stellen lediglich Absonderungen von Megakaryozyten dar, welche im Knochenmark gebildet werden. Nichtsdestotrotz ist ihre Bedeutung unumstritten.

Zur Erforschung der Funktionsmechanismen wollen Wissenschaftler*innen die Eigenschaften und Aufgabe jedes einzelnen Proteins auf der Oberfläche der Thrombozyten kennen. Um ein Protein zu untersuchen, muss man alle anderen ausschalten - kein leichtes Unterfangen, besitzen Thrombozyten selbst kein genetisches Material, um gentechnisch verändert zu werden. Forscher *innen haben deshalb bislang immer Nagetiere gentechnisch verändert und die Megakaryozyten isoliert.
 
Die Wissenschaftlerin hat nun eine neue Methode entwickelt, mit der sich der Anteil der Mäuse um ca. 40 Prozent reduzieren lässt. In ihrer Forschungsarbeit verwendete sie Zellen aus Spenderblut oder Urin und reembryonaliserte diese nach bekannten Mechanismen in induzierte pluripotente Stammzellen (iPSC). Die iPSC wurden mit der CRISPR/Cas9-Methode soweit gentechnisch verändert, dass nur noch ein einzelnes Protein auf der Oberfläche der Thrombozyten ausgebildet wurde.

Das Verfahren reduziert Mäuseversuche, weil nicht zielführende Genversuche im Vorfeld erkannt und als unbrauchbar aussortiert werden können.

Andernfalls lassen sich mit den gentechnisch veränderten Zellkulturen auch Substanzen testen und damit Tierversuche ersetzen.

Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.

Quelle:
https://twitter.com/bmel
https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2020/238-tierschutzforschungspreis.html

Auch interessant:
Witte A, Rohlfing AK, Dannenmann B, Dicenta V, Nasri M, Kolb K, Sudmann J, Castor T, Rath D, Borst O, Skokowa J, Gawaz M. (2020). The chemokine CXCL14 mediates platelet function and migration via direct interaction with CXCR4. Cardiovasc Res. 2020 Apr 1:cvaa080. doi: 10.1093/cvr/cvaa080. Epub ahead of print. PMID: 32239134.