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Donnerstag, 11 Februar 2021 14:43

Neuer ECVAM-Statusreport 2020 erschienen Empfehlung

Unter dem Titel "Non-animal Methods in Science and Regulation" hat die europäische Validierungsbehöde EURL ECVAM seinen aktuellen Statusreport veröffentlicht.


Der jährlich erscheinende EURL ECVAM-Bericht (1) informiert regelmäßig über die Fortschritte bei der Entwicklung, Validierung und regulatorischen Anwendung von tierversuchsfreien Methoden und über deren Einsatz sowie die Förderung von Aus- und Weiterbildungsprogrammen.

In den Projekten in 2020 wurden Fallstudien zu Stoffgruppierungen und das Read-Across entwickelt, außerdem die optimale Kombination von Methoden in integrierten Teststrategien (IATA) für systemische Toxizitätstests ermittelt und Methoden zur Verbesserung der Identifizierung von endokrin wirksamen Chemikalien entwickelt.

Neue Methoden zum Ersatz von Tierversuchen - auch New Approach Methods (NAMs) genannt - sind dringend notwendig - das sieht auch die Europäische Kommission: Für rund 90.000 auf dem EU-Markt befindliche Chemikalien sollen innovative und effizientere Wege der Sicherheitsprüfung und der chemischen Risikobewertung gefunden werden, die nicht von Tierversuchen abhängig sind, heißt es in dem Bericht.

Im Rahmen des Greal Deal (Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit für eine schadstofffreie Umwelt) ist der Kompass eingerichtet: "Bei der Sicherheitsprüfung und Risikobewertung von Chemikalien muss innoviert werden, um die Abhängigkeit von Tierversuchen zu verringern, aber auch um die Qualität und Effizienz der Gefahren- und Risikobewertungen von Chemikalien zu verbessern und diese Bewertungen zu beschleunigen."(2)

Natürlich kann man kritisch anmerken, dass hier lediglich von einer Verringerung von Tierversuchen die Rede ist (Im Jahr 2017 wurden allein für die Chemikalientestung in der EU wurden 11% der 2.19 Millionen in regulatorischen Versuchen eingesetzte Tiere verbraucht. In den gesetzlich vorgeschriebenen Tierversuchen wurden 23% aller Tiere eingesetzt). Jedoch ist von Innovationspflicht die Rede, von einer Unabhängigkeit von Tierversuchen. Dass Tierversuche nicht zur notwendigen Qualität führen und uneffizient sind, wird klar eingeräumt.



Quelle: Europäische Kommission (2019). 2019 report on the statistics on the use of animals for scientific purposes in the Member States of the European Union in 2015-2017. COM(2020) 16 final. https://ec.europa.eu/info/sites/info/files/com-2020-16-f1-en-main-part-1.pdf

 

ECVAM hat zudem Methoden untersucht, die geeignet sind, um endokrin wirksame Substanzen zu bewerten, z.B. schilddrüsenstörende Chemikalien, sowie neue Methoden bei der Haut- und Atemwegssensibilisierung, der Genotoxizität, der Fischtoxizität evaluiert und validiert.

Die Validierungsbehörde hat jedoch nicht nur Methoden für die Chemikalientestung, sondern auch solche für die Impfstoffproduktion evaluiert. Im Rahmen des EU-Projekts Vac2Vac wurden mehrere tierversuchsfreie Methoden für die Sicherheits- und Potenzprüfung von Impfstoffen evaluiert. Für die Chargenprüfung koordinierte ECVAM einen Leitfaden für den Übergang von der Qualitätskontrollstrategie mit Tieren zu einer auf Konsistenztests basierenden Strategie ohne Tiere. ECVAM hat zudem ein Projekt gestartet, um Dopplungen von Tierversuchen zu vermeiden. Dazu sollen die Daten aus Tierversuchen besser genutzt werden können. Weitere Arbeitsbereiche können im ECVAM-Report nachgelesen werden.

Finanziert wurden die Untersuchungen über das EU-Programm Horizon 2020 unter Beteiligung zahlreicher Kooperationspartner.

Quellen und weitere Informationen:
(1) EURL ECVAM (2021). Non-animal Methods in Science and Regulation. https://ec.europa.eu/jrc/en/publication/
(2) Europäische Kommission (2020). Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Europäischen Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen. COM(2020) 667 final. https://eur-lex.europa.eu/