Montag, 22 Februar 2021 13:02

Frankfurt: NC3R-Förderung für Entwickler von Zellkulturmedien Empfehlung

Die Umwelttoxikologen Prof. Henner Hollert und Dr. Andreas Schiwy von der Goethe-Universität entwickeln Alternativen zum Tierverbrauch für Zellkulturmedien. Dafür erhalten sie nun die CRACK-IT Innovationsförderung des National Centre for the Replacement, Refinement and Reduction of Animals in Research (NC3R).


Bei der Giftigkeitsbewertung von Chemikalien und Umweltproben muss auch der Stoffwechsel von Säugetieren berücksichtigt werden. Zum Beispiel werden zur Untersuchung von DNA-Basenänderungen oder strukturellen/numerischen Chromosomenänderungen, die durch Chemikalien verursacht werden, zwar in vitro-Tests mit Bakterien anstelle lebender Tiere verwendet. Jedoch kommt bislang keiner dieser Tests dabei ohne Tierlebern aus. Mit Hilfe von Enzymen aus Rattenlebern (S9-Mix) wird der Stoffwechsel in den Zellkulturen erst angekurbelt. Dafür werden die Nagetiere mit der Substanz Arochlor 1254, die früher z. B. als Flammschutzmittel Verwendung fand, vergiftet. Danach werden die Tiere getötet und ihre Lebern zur Isolation eines Enzyms entnommen.

Die Frankfurter Forscher untersuchten die Leistungsfähigkeit der Leberenzymfraktion der Tiere im Vergleich und stellten fest, dass es schwerwiegende Mängel in der Stoffwechselfähigkeit gibt, sogar Unterschiede innerhalb desselben Rattenstamms. Sie haben daraufhin einen Ersatz für für den Enzymmix biotechnologisch hergestellt (ewoS9R9).

Aber auch andere Zellkultur-Nährlösungen, die tierische Bestandteile enthalten, wie das fötale Kälberserum (FKS), das aus getöteten Rinderföten gewonnen wird, sollen ersetzt werden. Dafür arbeiten die Forscher gemeinsam mit Prof. Beate Escher vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) Leipzig und den Unternehmen BiodetectionsSystems aus Amsterdam sowie Scinora aus Heidelberg.

Die Fördersumme beträgt im der ersten Phase 100.000 britische Pfund, umgerechnet rund 114.000 Euro.

Quelle:
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/goethe-uni-erfolgreich-bei-industrie-ausschreibung-fuer-ersatz-von-tierischen-komponenten/