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Donnerstag, 01 Juli 2021 08:08

Kommission des Europäischen Arzneibuchs beschließt Ausstieg aus dem Kaninchen-Pyrogentest Empfehlung

Wie auf der Website des Europarats veröffentlicht wurde, soll innerhalb von fünf Jahren nun endlich der Pyrogentest am Kaninchen vollständig durch eine tierfreie Alternative ersetzt werden. Empfohlen wird der Monozyten-Aktivierungstest (MAT), der im Jahr 2010 Einzug in das Europäische Arzneibuch (EP Prüfvorschrift 2.6.30) gehalten hat.


Beim in vivo-Test am Kaninchen wird den Tieren eine sterilen Lösung der zu untersuchenden Substanz injiziert und untersucht, ob die Tiere Fieber
entwickeln, was als Nachweis für Pyrongene (fieberauslösende Substanzen) gewertet wird. Seit Jahren schon gibt es ein Ersatzverfahren zu diesem Tiertest, das allerdings nur als Alternative in das Arzneibuch aufgenommen worden war. Das ändert sich nun.

Derzeit gibt es 59 Texte im Europäischen Arzneibuch zu Impfstoffen für den menschlichen Gebrauch, Blutprodukte, Antibiotika, Radiopharmazeutika und Behälter, die sich auf den Pyrogentest am Kaninchen beziehen und davon betroffen sein werden. Die Arzneibuch-Verfasser verpflichten sich, für alle diese Texte den in vivo-Test auf Pyrogene durch eine geeignete In-vitro-Alternative zu ersetzen, was letztendlich zur vollständigen Abschaffung des in vivo-Pyrogentest am Kaninchen führen wird.

Bis dahin sollen die Anwender aktiv ermutigt werden, nach Alternativen zu Kapitel 2.6.8 zu suchen, wobei die beste Option der Monozyten-Aktivierungstest (MAT) ist. Der MAT nutzt eine angeborene menschliche Immunreaktion auf sogenannte Pyrogene, bakterielle Substanzen wie z. B. Zellwandfragmente, Partikel von Hefen, Pilzen oder Viren. Für den Test wird Kryoblut verwendet, dessen weißer Blutzelltyp Monozyt/Makrophage als Reaktion auf das Vorkommen von Pyrogenen entzündungserregende Zytokine ausschüttet, darunter Interleukin 1ß. Im in-vitro-Verfahren ist IL-1ß als Nachweis von pyrogenen Reaktionen bestens geeignet. An das IL-1ß wird im sogenannten ELISA-Verfahren ein Antikörper gebunden, der mit Hilfe einer Farbreaktion sichtbar gemacht werden kann. Die pyrogene Kontamination kann nun sehr genau bestimmt werden.

Der MAT weist ein vergleichbar umfassendes Pyrogen-Spektrum wie der Kaninchentest und zusärtzlich ein wesentlich breiteres als der Limulus-Amöbozyten-Lysat (LAL)-Test nach, mit dem sich eingeschränkt nur Lipopolysaccharide Gram-negativer Bakterien (Endotoxine) nachweisen lassen.

Entwickelt wurde der in-vitro-Pyrogentest ursprünglich von Prof. Dr. Albrecht Wendel, ehemaliger Inhaber des Lehrstuhls biochemische Pharmakologie an der Universität Konstanz, zusammen mit dem Toxikologen Professor Dr. Thomas Hartung, früherer Leiter von ECVAM, heutiger Inhaber des Doerenkamp-Zbinden-Lehrstuhls in Baltimore und Direktor des Center for Alternatives to Animal Testing (CAAT) der John Hopkins-Universität.

Quelle:
https://www.edqm.eu/en/news/european-pharmacopoeia-put-end-rabbit-pyrogen-test

Weitere Informationen:
https://www.invitrojobs.com/