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Donnerstag, 21 April 2022 14:12

TU-Berlin: Metastasenmodell zur Bekämpfung des Neuroblastoms aus dem 3D-Drucker Empfehlung

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Technischen Universität Berlin und KollegInnen haben erfolgreich einen in vitro-Ansatz eines menschlichen Neuroblastoms in menschlicher Zellumgebung entwickelt und mit Arzneimitteln behandelt. Der Krebs konnte erfolgreich bekämpft werden. Gleichzeitig konnten sie die Belastung auf das umliegende Gewebe beobachten.


Das Neuroblastom ist das häufigste extrakranielle solide Malignom im Kindesalter. Die Kinder haben eine vergleichsweise schlechte Prognose, es kann nach der belastenden Chemotherapie zu Rückfällen kommen. Modelle zur Erforschung von Behandlungsmöglichkeiten gibt es kaum. Tierversuche sind aufgrund der Artunterschiede nicht geeignet. Bei derartigen Tier"modellen" werden menschliche Krebszellen in eine vom Tier stammende Umgebung eingebettet. Dabei muss das Immunsystem der Tiere unterdrückt werden, damit sie die fremden Zellen nicht abstoßen. So lässt sich der Faktor Immunsystem nicht mit untersuchen und es kommt zu falschen Schlussfolgerungen, was sich in rund 97% Ausschuss bei der Medikamentenentwicklung bei derartigen Fällen niederschlägt. Zur Untersuchung  sind daher neue, aussagekräftige und humanspezifrische Methoden gefragt. Nicht nur sollen die Krebszellen abgetötet werden - das umgebende Gewebe soll auch nach Möglichkeit unbeeinträchtigt bleiben.

Die Forschenden der Technischen Universität Berlin, der Charité Berlin, des Max-Delbrück-Centers für Molekulare Medizin, des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung und des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung (BIH) haben mit menschlichen Zellen (Nierenzellgewebe und einer Neuroblastomzelllinie), Alginat und Gelatine eine Biotinte entwickelt und mit einem Biodrucker ein dreidimensionales Modell einer Krebsmetastase in gesundem Gewebe ausgedruckt. Neuroblastome entstehen häufig in der Nebenniere oder an der Wirbelsäule und bildet auch Metastasen.

Das Metastase-im-Gewebe-Modell wurde mit zwei verschiedenen Arzneimitteln behandelt: Panobinostat, eine Substanz, die Krebszellen selektiv durch Apoptose-Induktion abtötet, aber Nierenzellen im therapeutisch wirksamen Konzentrationsbereich nicht beeinflusst, sowie das Zellgift Blasticidin, das den Zelltod beider Zelltypen bewirkt. Die Wirkung dieser beiden Substanzen wurden im Modell richtig erkannt.

Originalpublikation:
Wu D, Berg J, Arlt B, Röhrs V, Al-Zeer MA, Deubzer HE, Kurreck J. Bioprinted Cancer Model of Neuroblastoma in a Renal Microenvironment as an Efficiently Applicable Drug Testing Platform. Int J Mol Sci. 2021 Dec 23;23(1):122. doi: 10.3390/ijms23010122. PMID: 35008547; PMCID: PMC8745467.

Weitere Informationen:
https://www.tu.berlin/ueber-die-tu-berlin/profil/pressemitteilungen-nachrichten/2022/april/tumore-ausdrucken-im-labor/