Donnerstag, 28 Juli 2022 09:43

Tel Aviv: Therapie mit Genomediting kann zu Krebs führen Empfehlung

Erst vor kurzem wurden erste Therapieerfolge mit der Genschere CRISPR/Cas verkündet. Nun berichtet ein Forscherteam von der Universität Tel Aviv (TAU), dass die Technik in den Zellen zu einer Destabilisierung des Genoms führt, was wiederum Krebs auslösen kann.


Die als Genschere bekannte CRISPR/Cas-Technologie wird als zukünftiger Heilsbringer gegen erblich bedingte Erkrankungen angesehen. In Fällen von Sichelzellanämie, der Muskeldystrophie u.a. Erkrankungen soll sie schon Heilung hervorgebracht haben. Nun warnen Wissenschaftler:innen jedoch vor Nebenwirkungen, die es in sich haben dürften.

Die Studie leiteten Dr. Adi Barzel von der Schule für Neurobiologie, Biochemie und Biophysik an der Wise Faculty of Life Sciences der Universität Tel Aviv und dem Dotan Center for Advanced Therapies sowie Dr. Asaf Madi sowie Dr. Uri Ben-David von der medizinischen Fakultät der TAU und dem Edmond J. Safra Center for Bioinformatics geleitet. Um das Ausmaß der potenziellen Schäden zu untersuchen, wiederholten die Forscher ein Experiment von Pennsylvania aus dem Jahr 2020, bei dem damals Forscher:innen die CRISPR/Cas-Methode auf menschliche T-Zellen anwandten. Die Wissenschaftler:innen aus Tel Aviv schnitten das Genom der T-Zellen an genau denselben Stellen - den Chromosomen 2, 7 und 14 der 23 Chromosomenpaare des menschlichen Genoms. Mit Hilfe einer hochmodernen Technologie, der Einzelzell-RNA-Sequenzierung, analysierten sie jede Zelle einzeln und maßen die Expressionswerte jedes Chromosoms in jeder Zelle.

Das Team stellte in mehr als 9% der Zellen einen erheblichen Verlust an genetischem Material fest. Die Ursache für den Unterschied in der Schädigung war demnach der Ort der Spaltung durch CRISPR/Cas. Ein nicht unerheblicher Prozensatz der Zellen war nicht in der Lage, einen Chromosomenbruch zu reparieren, was wiederum zu Krebs führen kann.

Die Forscher:innen empfehlen Alternativen zu dieser Technologie bzw., vor Verwendung als Therapeutikum die geschädigten Zellen herauszufiltern.

Die Ergebnisse wurden am 30. Juni 2022 in Nature Biotechnology veröffentlicht:
Nahmad, A.D., Reuveni, E., Goldschmidt, E., et al. (2022). Frequent aneuploidy in primary human T cells after CRISPR–Cas9 cleavage. Nat Biotechnol. https://doi.org/10.1038/s41587-022-01377-0

Quellen und Zusatzinformationen:
https://www.aftau.org/news_item/crispr-therapeutics-can-damage-the-human-genome-tau-researchers-warn/
https://www.wissensschau.de/genom/genschere_crispr-cas_therapie.php
https://www.mpg.de/11033456/crispr-cas9-therapien