Dienstag, 13 Dezember 2022 13:20

Auswirkungen hormonwirksamer Substanzen auf endokrine und nicht-endokrine Zellen Empfehlung

Ein französisches Forscherteam aus hat in drei verschiedenen Zellkulturen untersucht, welche schädlichen Auswirkungen durch hormonwirksame Substanzen ausgelöst werden können. Der Fokus lag dabei insbesondere auf dem "Apoptose-Rezeptor" P2X7.


Hormonwirksame Chemikalien haben vielfältige schädliche Auswirkungen, nicht nur auf endokrine Organe, sondern auch auch auf nicht endokrine Organe. Das liegt möglicher Weise an einer Gemeinsamkeit: einem Rezeptor mit der Bezeichnung P2X7 auf den Zelloberflächen. Es handelt sich eigentlich um einen
unspezifischen Kationenkanal, der u.a. auf extrazelluläres ATP aus sterbenden Zellen infolge von Entzündungen reagiert. Eine P2X7-Aktivierung kann eine Vielzahl von zellulären Reaktionen auslösen, die normalerweise nicht mit der Funktion des Ionenkanals in Verbindung gebracht werden, z. B. Veränderungen in der Zusammensetzung und Morphologie der Plasmamembran, Ablösung der Ektodomäne, Aktivierung von Lipasen, Kinasen und Transkriptionsfaktoren sowie Zytokinfreisetzung und Apoptose.(1, 2) Deshalb wird er auch Apoptose-Rezeptor genannt.

Ziel der vorliegenden Studie war es, die toxische Wirkung verschiedener hormonwirksamer Chemikalien in verschiedenen Zelllinien durch den gemeinsamen zellulären Mechanismus zu untersuchen und das unterschiedliche Ausmaß in den zellen zu vergleichen. Für ihre Untersuchungen verwendete das Team humane Lungenepithelzellen, Keratinozyten sowie villöse trophoblastische Plazentazellen und verglich das Ausmaß der P2X7-Rezeptoraktivierung nach Inkubation mit verschiedenen hormonwirksamen Chemikalien. Die Plazenta ist ein entscheidendes Organ während der Schwangerschaft und hormonwirksamen Substanzen am stärksten ausgesetzt. Eine Aktivierung des P2X7-Rezeptors kann zum programmierten Zelltod führen und damit Schwangerschaftsstörungen wie Präklampsie oder Frühgeburten auslösen. Alle drei Zelllinien bilden funktionelle P2X7-Rezeptoren aus und reagierten auf unterschiedliche Weise auf die hormonwirksamen Chemikalien.

Die Forscherinnen und Forscher konnten zeigen, dass die P2X7-Rezeptoren nicht in nicht-hormonwirksamen Zellen der Lungen aktiviert worden waren, jedoch in Haut- und Plazentazellen. Am stärksten wurden die Rezeptoren in den Plazentazellen aktiert.

Die Forscherinnen und Forscher schlußfolgerten, dass die P2X7-Rezeptoraktivierung zusammen mit der Apoptose-Induktion Schlüsselelemente für das Verständnis der durch hormonwirksame Chemikalien ausgelösten endokrinen Plazenta- und Hauterkrankungen sein könnten.

Quelle und weitere Informationen:
Fouyet S, Olivier E, Leproux P, Dutot M, Rat P. Pregnant Women and Endocrine Disruptors: Role of P2X7 Receptor and Mitochondrial Alterations in Placental Cell Disorders. Cells. 2022 Jan 31;11(3):495. doi: 10.3390/cells11030495. PMID: 35159304; PMCID: PMC8834275.

Zusatzinformationen:
(1) Kopp R, Krautloher A, Ramírez-Fernández A, Nicke A. P2X7 Interactions and Signaling - Making Head or Tail of It. Front Mol Neurosci. 2019 Aug 7;12:183. doi: 10.3389/fnmol.2019.00183. PMID: 31440138; PMCID: PMC6693442.
(2) Shokoples BG, Paradis P, Schiffrin EL. P2X7 Receptors: An Untapped Target for the Management of Cardiovascular Disease. Arterioscler Thromb Vasc Biol. 2021 Jan;41(1):186-199. doi: 10.1161/ATVBAHA.120.315116. Epub 2020 Oct 1. PMID: 32998520; PMCID: PMC7752223.