Aspis, der Projektverbund für die Umsetzung neuer tierversuchsfreier Strategien gab ein Update. Aspis ist eine Zusammenarbeit der EU-H2020-Projekte ONTOX, PrecisionTox und RISK-HUNT3R und wird mit insgesamt 60 Millionen Euro gefördert. Ziel ist die nachhaltige, tierversuchsfreie und zuverlässige Risikobewertung von Chemikalien. Vorgestellt wurde dazu ein modularer Rahmen für die Risikobewertung der nächsten Generation mit dem Namen ASPA (ASPIS Safety Profiling Algorithm). Er zielt darauf ab, alle wichtigen regulatorischen Workflows für die Gefährdung, Exposition und Risikobewertung von Chemikalien abzudecken. Es ist ein abgestufter Ansatz zur Bewertung der systemischen Toxizität.
Anerkennung beschleunigen
In einer anderen Session wurde diskutiert, wie die Entwicklung von internationalen Testrichtlinien beschleunigt werden kann. Wie könne die Validierung, Qualifizierung und Standardisierung so gesteuert werden, dass der Prozess beschleunigt wird? Unterstützung und Koordination wurde dabei bei den Netzwerken EU-NETVAL und PARERE gesehen. NETVAL ist ein Europäisches EU-Netzwerk für die Validierung alternativer Methoden, dem EU-weit 33 Mitglieder angeschlossen sind. Zusätzlich werden die zur Validierung anstehenden neuen Methoden, die bei der europäischen Validierungsbehörde EURL ECVAM zur Begutachtung oder Validierung eingereicht wurden, durch die zuständigen Behördenvertretungen der EU-Mitgliedstaaten auf ihre voraussichtliche Relevanz geprüft. Dieser Prozess nennt sich PARERE (Preliminary Assessment of REgulatory RElevance). Zudem sei die Interaktion mit weiteren Stakeholdergruppen und jährliche Meetings wichtig.
Schon in der frühen Entwicklung einer Methode muss berücksichtigt werden, welcher regulatorische Bedarf besteht. Die Anforderungen seien der Schlüssel. Es reicht nicht aus, in der Validierung die Lösung aller Probleme zu sehen. Von der EFSA hier es, man habe zahlreiche tierversuchsfreie Methoden gefunden, die für ihre Studien geeignet seien, aber nicht validiert worden sind.
Finanzierung sicherstellen
Die Teilnehmenden forderten, dass die Validierung teilweise von den EU-Finanzierungspro-grammen wie dem EU-Rahmenwerk 10 abgedeckt werden müsse. Im Bereich Arzneimittel werden die Programme von der Innovative Health Initiative (IHI) unter Horizon Europe, Public Private Partnerships und vor allem von den EU-Mitgliedsstaaten finanziert.
Mitgliedsstaaten sowie die European Partnership for Alternative Approaches to Animal Testing (EPAA) vorhanden, wobei die Finanzierung der EPAA nicht stark ausgeprägt ist. Die Diskussion der Finanzierung im Rahmen der Roadmap war der richtige Weg in den letzten Jahren, jedoch war die Finanzierung der Validierung nicht genügend betrachtet worden. Das müsse nun nachgeholt werden. Verschiedene Strukturen existieren bereits, es ist notwendig, dass sie zusammenarbeiten und die Frage ist: sind sie einer Beurteilung ihrer Bereitschaft unterzogen worden?
Ordnung in die Zielsetzungen bringen
Das 3-Körbe-Prinzip hat der Pharmariese Merck bereits 2023 entwickelt. Die Körbe sind wie bei einer Ampel in grün, gelb und rot gefärbt. Tierversuche, für die Alternativmethoden bereits existieren oder welche wissenschaftlich nicht notwendig sind, kommen in den grünen Korb. Alle NAMs, sind hier bereits so fertig entwickelt, dass der Tierversuch abgelöst werden kann und diese Verfahren verpflichtend zu Anwendung kommen sollten. Hier ließen sich schnell Tierversuche einsparen. In den gelben Korb kommen Tierversuche, für welche bereits konkrete Ideen und Hypothesen wie in silico-Methoden, digitale twins etc. für die Entwicklung von Alternativmethoden vorliegen. In den roten Korb kommen Tierversuche, für die bislang kein tierfreier Ansatz für den Ersatz vorliegt. Fachleute sortieren ihre Tieraktivitäten in die jeweiligen Körbe ein. Für alle Methoden im grünen Korb braucht es Umsetzungspläne mit Meilensteinen, für die Methoden im gelben Korb die Priorisierung der Finanzierung von Forschung und Entwicklung, für die im roten Korb in erster Linie Investitionen in Refinement-Maßnahmen. Die Roadmap der Industrie besteht in der Klassifizierung ihrer Tierversuchsaktivitäten, um Empfehlungen für den Bereich auszuarbeiten, die in die Roadmap der EU einfließen sollen, die Wissenschaft modernisieren und die Geschäftsaktivitäten sichern hilft.
Im Bereich der Kosmetik wird die internationale Zusammenarbeit zwar als eine Herausforderung gesehen, die Teilnehmer sind jedoch überzeugt, dass indem Sektor zukünftig ein absolut tierfreies Programm möglich sein wird.
Insgesamt zählen nicht nur die Erfolge an geretteten Tieren, sondern auch der Fortschritt für Industrie und kleinen sowie mittleren Unternehmen.
Weitere Stakeholder-Inputs für die Roadmap
Von Tierrechtsseite her hieß es, die wichtig seien die kurzfristigen Aktionen. Der ultimative Ausstieg aus dem Tierversuch brauche Zeit. Der Ausstiegsplan sei statisch. Es brauche mehr Aus-, Fort- und Weiterbildung in NAMs und mehr politische Aktionen.
So ermutigte die Vertreterin der Europäischen Medizinagentur (EMA), an den NAMs zu arbeiten, die bereits verfügbar seien sowie dazu, die Daten zu teilen und Vertrauen aufzubauen. Es gäbe Möglichkeiten in den Richtlinien, die aber nicht genutzt würden. Zum Data sharing sollten Anreize gesetzt und hierfür ein sicherer Raum geschaffen werden.