Freitag, 19 März 2010 10:00

Der in vitro "BCOP-Test" als Ersatz für Tests an Kaninchenaugen

Seit Sept. 2009 gestattet die OECD in vitro-Tests mit isolierten Rinder-Hornhäuten (aus „Schlachtabfällen“) als Ersatz für die Tests zur Prüfung des Augenreizungspotenzials an Kaninchenaugen (sog. Draize Test). Die BASF SE in Ludwigshafen entwickelte einen `Test-Kit´, mit dem der in vitro-Test routinemäßig durchgeführt werden kann.

Die Sicherheitsprüfung von Chemikalien umfasst die Prüfung des Augenreizungspotenzials. Dies wurde bisher am Kaninchenauge durchgeführt (der sog. Draize Test); der Tierversuch war als internationaler Standard in der OECD Methode 405 festgeschrieben. Seit September 2009 gestattet die OECD in vitro-Tests mit isolierten Rinder-Hornhäuten (aus „Schlachtabfällen“) als Ersatz für in vivo-Tests an Kaninchenaugen. Die OECD Testrichtlinie 437 ([1]) beschreibt den BCOP-Test (Bovine Corneal Opacity and Permeability-test, Rinderhornhaut-Trübung- und –Durchlässigkeitstest, s. auch [2]) als eine in vitro-Methode, die verwendet werden kann, um eine Substanz mit dem Gefahrenhinweis „Gefahr ernster Augenschäden“ einzustufen, entsprechend den Definitionen der EPA (Kategorie 1), der EU (Kategorie R41) und der GHS (Kategorie 1). Dabei ersetzt oder reduziert der Test den in vivo-Kaninchenaugen-Reizungstest.

Die Methode wurde bereits vor Verabschiedung der OECD Testrichtlinie in der Abteilung Experimentelle Toxikologie und Ökologie der BASF in Ludwigshafen eingeführt. Bereits am Anfang der Etablierung stießen die Toxikologen auf ein Problem. „Wir konnten keinen Anbieter für die zur Durchführung des Tests notwendigen Apparaturen finden“, berichtet Dr. Arnhild Schrage, Postdoc für Alternativmethoden für die Reizwirkungstestung bei der BASF. Aus diesem Grunde entwarfen und optimierten die Toxikologen zusammen mit der Technikabteilung der BASF eine geeignete Apparatur für die BCOP Evaluierung. Die Apparatur wurde anhand der zehn Referenzstandards getestet, die in der OECD TG 437 empfohlen werden, sowie 42 weiterer Substanzen, die ein breites Spektrum von Hornhauttrübung verursachen können.

Die neuen Geräte bewährten sich in dieser in-house-Validierung. Die Laborleiterin für angewandte Alternativmethoden, Dr. Susanne Böhn ist zufrieden: „Wir können das Gerät nun zur Routineprüfung einsetzen.“ Das BCOP Opacitometer Kit stellt eine standardisierte Gerätschaft zur Verfügung, die durch zertifizierte Glasfilter kalibriert wurde, um reproduzierbare und vergleichbare Ergebnisse auch zwischen verschiedenen Laboratorien zur möglichen. Ihr Chef, Dr. Robert Landsiedel, weist auf die Bedeutung für die neue OECD-Testmethode hin: „Für die neue OECD Methode 437 ist es wichtig, dass alle Labors, die die neue Alternativmethode verwenden, auch vergleichbare Werte messen; sonst gilt die Methode schnell als unzuverlässig.“ Landsiedel erklärt, seit der Verabschiedung der OECD TG 437 hätten viele Laboratorien den Stellenwert des `Opacitometer Kits´ erkannt und angefragt, ob sie das BASF-Gerät erwerben könnten, „um die Qualität und Reproduzierbarkeit ihrer Daten sicherzustellen.“

Bild 1: Präparation der Rinder-Hornhäute

Bild 2: Beschriftung der Hornhauthalter

Bild 1: Präparation der Rinder-Hornhäute
vom „Schlachtabfall“.


Bild 2: Beschriftung der Hornhauthalter,
in denen der Test durchgeführt wird.
Beide Fotos: BASF SE, mit freundlicher Genehmigung.

 

[1] OECD/OCDE Guideline for the Testing of Chemicals. Test No. 437, adopted 7 September 2009: Bovine Corneal Opacity and Permeability Test Method for Identifying Ocular Corrosives and Severe Irritants: Web-link

[2] European Commission Joint Research Centre, Institute for Health and Consumer Protection: EU Tracking System for Alternative test methods Review, Validation and Approval in the Context of EU Regulations on Chemicals. Eye Irritation, Bovine Cornea Opacity Test (BCOP): Web-link