Mittwoch, 04 Februar 2015 22:28

Antikörper: Forscher sehen Hybridom-Herstellung im Tier kritisch Empfehlung

Amerikanische und Schweizer Forscher halten die derzeitige Qualität der routinemässig verwendeten kommerziellen Antikörper für die Forschung für unzulänglich. Sie fordern, die Produktion grundsätzlich auf die Antikörperherstellung mit rekombinanter DNA-Technologie umzustellen.

Andrew Bradbury von den Los Alamos National Labs, USA, und Andreas Plückthun vom Biochemischen Institut der Universität Zürich schreiben in der aktuellen Ausgabe des Magazins "Nature", dass von 6000 getesteten kommerziellen Antikörpern überhaupt nur die Häfte ihr Zielmolekül erkennen könnten. Dies beträfe sowohl polyklonale als auch monoklonale Antikörper. Allein in den USA gingen durch nutzlose Reagenzien pro Jahr rund 350 Millionen Dollar verloren.

Am Beipiel der monoklonalen Antikörper zeigten sie auf, dass viele gar nicht so spezifisch seien wie behauptet. Die Antikörper, (häufig mit Mäusen, Ratten, Kaninchen oder Ziegen produziert), können in Wirklichkeit anstatt einem mehrere Antigene erkennen, viele Hybridome* produzieren mehr als nur einen Antikörper oder sterben in vielen Fällen sogar ab. Die Folge seien Mißerfolge im Experiment oder eine mangelnde Reproduzierbarkeit der Ergebnisse.

Langfristig müssten die DNA-Sequenzen der in der Forschung verwendeten Reagenzien öffentlich zugänglich sein und die Reagenzien mit Methoden der rekombinanten DNA-Technologie** hergestellt werden, fordert einer der Autoren, Andreas Plückthun, in der heutigen Pressemitteilung der Universität Zürich.

Einen entsprechenden Aufruf haben 100 Forscher mit unterzeichnet.

* Bei der Hybridomtechnik wird der Spenderorganismus (z.B. Maus) mit dem Antigen immunisiert, dann den Tieren die Milz entnommen, um die B-Zellen zu gewinnen, die mit Myelomzellen fusioniert, selektiert und gezüchtet werden. Die Myelomzellen werden oft auch zunächst in der Maus kultiviert. zur Antikörperproduktion kann in vitro, auch auch in vivo, z.B. im Kaninchen, erfolgen.

** Bei den rekombinanten Antikörper wird kein Tier immunisiert, die Herstellung erfolgt in einem gentechnischen Verfahren. Als Wirtszellen werden Bakterien, Hefe- oder kommerziell erhältlichen Säugerzellen (z.B. CHO-Zelllinie des Hamsters) genutzt.

Literatur:
A. Bradbury, A. Plückthun und 110 Mitunterzeichnende. Standardize antibodies used in research, Nature, 4. Februar, 2014.
http://nature.com/articles/doi:10.1038/518027a

Quelle:
http://www.mediadesk.uzh.ch/articles/2015/antikoerper.html

Weitere Literatur:
Kraus, J. (2003): Recombinant antibodies for the diagnosis and treatment of cancer. Molecular Biotechnology 25: 1-17.
http://www.amgen.ch/german/patients/Rekombinante_DNA-Technologie.html