Mittwoch, 11 Oktober 2023 11:23

Hautsensibilisierung: neue Datenbank unterstützt tierfreie Ansätze Empfehlung

Ein Forscherteam des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) und des US-amerikanischen NICEATM (National Toxicology Program Interagency Center for the Evaluation of Alternative Toxicological Methods) hat mit weiteren KollegInnen aus den USA eine umfassende Datenbank zum Thema allergische Hautreaktionen auf chemische Substanzen veröffentlicht. Die Informationen aus der Datenbank soll die Bewertung der Ergebnisse aus tierfreien Methoden unterstützen.


Die Datenbank enthält unzählige menschliche Daten und ist die bislang umfassendste. Dies tut not, da es bereits tierfreie Ansätze gibt, deren Anwendungsbereich beschränkt ist.

Ein Haussensibilisierungsprozess ist dadurch gekennzeichnet, dass durch erstmaligen Kontakt das Immunsystem auf den Kontaktstoff "geprimt" wird, sodass es bei einem erneuten Kontakt   schnell zu einer allergischen Reaktion kommt.

Klassisch sind zwei Tierversuche möglich: der Hautsensibilisierungstest am Meerschweinchen ("Bühler-Test",TG 406)  und der Local Lymph Node Assay (LLNA) an der Maus in drei verschiedenen Versionen (TG 429 mit radioaktiven Markern, 442A und TG 442B nicht radioaktiv). Während der Bühler-Test unter den Anwendern als tierschutzbedenklich eingestuft wird, hat der LLNA Beschränkungen: er betrachtet nur die Einleitung einer Sensibilisierung und weist sie am Ende nicht wirklich nach. Die Tests sind trotz vorliegender tierfreier Verfahren noch nicht gestrichen.

Es existieren bereits mehrere tierfreie Einzelentwicklungen, die aber alle Limitationen aufweisen. Sogenannte In-Chemico- und In-vitro-Testmethoden (OECD TG 442C, 442D, 442E) charakterisieren die ersten drei Schlüsselereignisse für die Sensibilisierung der Haut, jedoch wird keine dieser tierfreien Methoden für sich als ausreichender Ersatz für Tierdaten angesehen.

Um gleichwertige oder bessere Vorhersagen als der Tierversuch zu liefern, gibt es den sogenannten Definierten Ansatz. Er basiert auf Ergebnisse aus mehreren Informationsquellen, die in vitro und in silico die Bindung von elektrophilen Substanzen an nukleophile Hautproteine, die Reaktionen in den Keratinozyten sowie Veränderungen in der Genexpression, Oberflächenmarker auf dendritischen Zellen, Entzündungsbotenstoffe oder die Vermehrung von T-Zellen beschreiben.  Der Ansatz hat aber auch Beschwänkungen: So können bestimmte Arten von Chemikalien wie Metalle, anorganische Verbindungen, UVCB und Gemische vom Anwendungsbereich ausgeschlossen sein. Auch können einige Vorhersagen unschlüssig sein. Deshalb wird die humane Datengrundlage immer wieder aktualisiert. Deshalb ist die neue, umfassende Datenbank sehr willkommen. Sie wurde bereits eingesetzt, um die internationale Akzeptanz einer tierfreien Strategie zur Identifizierung von allergieauslösenden Substanzen zu unterstützen.

Die Informationen aus der Datenbank werden weltweit den EntwicklerInnen von tierfreien Methoden auf diesem Gebiet zur Verfügung gestellt.

Weitere Informationen:
https://www.bfr.bund.de/cm/343/hautallergien-neue-datenbank-hilft-tierversuchsfreie-testmethoden-zu-entwickeln.pdf
https://factor.niehs.nih.gov/2023/10/science-highlights/chemical-safety-testing-database
https://www.oecd-ilibrary.org/environment/guideline-no-497-defined-approaches-on-skin-sensitisation_b92879a4-en