Eine tierversuchsfreie Methode wurde am 22. Juli in die OECD Prüfvorschriften aufgenommen (439 In Vitro Skin Irritation: Reconstructed Human Epidermis Test Method). Diese Methode ist nun behördlich anerkannt und hat weltweit Gültigkeit. Es wird erwartet, dass mit Einführung dieses in vitro-Tests die Tierversuchszahlen für Kaninchen deutlich sinken werden.

Die Ärzte gegen Tierversuche e.V. vergeben zum zweiten Mal einen mit 10.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis für tierversuchsfreie Krebsforschung. Der Preis wurde durch eine zweckgebundene Erbschaft ermöglicht. Ziel ist es, vor allem jüngere Wissenschaftler/innen für die tierversuchsfreie Forschung zu motivieren. Prämiert/gefördert werden Arbeiten, die ohne die Verwendung von tierischem Material durchgeführt wurden, sowie klinische oder epidemiologische Studien.

Steigende Zahl von Tierversuchen in Berlin

Dienstag, 03 August 2010 09:50
Der Berliner Tierschutzbeauftragte Dr. Klaus Lüdcke spricht von einer steigenden Zahl von Tierversuchen in Berlin. Laut seinem Bericht habe die Zahl der Versuchstiere 2009 um 0,8 Prozent zugenommen. Das wären 3.122 Tiere mehr als 2008. Gestiegen sei vor allem die Zahl der Versuchstiere, die in der Aus- oder Weiterbildung eingesetzt wurden und bei denen Organe entnommen wurden. Bei Letzteren handle es sich meist um gentechnisch manipulierte Mäuse. Insgesamt falle der Anstieg geringer aus als in den vorhergehenden Jahren.

Die Charité - Universitätsmedizin Berlin und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) besetzen in einem gemeinsamen Berufungsverfahren eine Universitätsprofessur für Experimentelle Toxikologie und Alternativen zum Tierversuch. Hierbei wird u. a. die konzeptionelle Weiterentwicklung und Realisierung der Forschung im Bereich der in vitro-Alternativmethoden erwartet.

Ein Flüssigkeitssystem im Microbereich, auf dem fragile Blutgefäße fixiert werden können, wurde vor kurzem von kanadischen Wissenschaftlern entwickelt. Das Meßsystem erlaubt, die Faktoren zu untersuchen, die kardiovaskuläre Erkrankungen fördern und aufrechterhalten. Das System könnte für die Routinetestung von Arzneistoffkandidaten an lebensfähigen Arterien verwendet werden, wodurch der Prozess der Arzneimittelentwicklung beschleunigt und Tierexperimente reduziert werden könnten.

Wir freuen uns, mittlerweile über 85 state-of-the-art Forschergruppen und Firmen auf unserer Liste der Arbeitsgruppen gelistet zu haben. Diese Gruppen wenden hauptsächlich tierversuchsfreie Methoden an, oder entwickeln diese sogar selbst.

Die FH Jena lädt am 20. Juli 2010 zu einer Pressekonferenz zur Vorstellung des Forschungsprojektes „FASTEST“. Seit 2009 sind Tierversuche im Rahmen von Untersuchungen für Kosmetikprodukte EU-weit verboten. Aber es gibt bisher nur wenig geeignete Alternativen. Eine Arbeitsgruppe der FH Jena arbeitet an einer „Multianalyseplattform“, um Tests von Kosmetika ohne Tierversuche zu realisieren.

Die Berliner Professorin für Veterinärmedizin Johanna Plendl erforscht zusammen mit der südafrikanischen Professorin für Biochemie Zodwa Dlamini südafrikanische Pflanzen, die eine Wirkung auf die Bildung von Blutgefäßen haben und traditionell gegen Krebs eingesetzt werden. Plendl untersucht dabei die Wirkung von Pflanzen-Extrakten mit einem preisgekrönten Verfahren, welches die Blutgefäßforschung ohne Tierversuche ermöglicht.

Donald E. Ingber, Harward Univ., Boston (MA/USA), und seine Kollegen haben ein Messmodul erstellt, das eine menschliche Lunge auf einem Chip simuliert. Lungen- und Blutzellen wurden mit modernen Mikrofabrikations-Techniken aus der Computerindustrie sowie Tissue-Engineering Techniken bearbeitet. Die Möglichkeiten dieser „Lunge-auf-dem-Chip“, die Aufnahme von in der Luft verteilten Nanopartikeln vorherzusagen sowie entzündliche durch mikrobielle Krankheitserreger ausgelöste Prozesse zu untersuchen, ist ein weiterer Beweis für das Konzept, dass „Organe-auf-dem-Chip“ viele Tierversuche ersetzen könnten.

Die „European Partnership for Alternative Approaches to Animal Testing (EPAA)”, ein ehrenamtlicher Zusammenschluß zwischen Europäischer Kommission, europäischen Handelsverbänden und Firmen aus 7 Industriezweigen, will die Entwicklung, Validierung und Anerkennung von alternativen Ansätzen beschleunigen. Die Initiative schreibt einen bis zu 100.000€ dotierten Preis aus, um die Entwicklung und behördliche Anerkennung von 3R-Alternativmethoden zu unterstützen.